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Dienstag, 17. November 2015

Bildungsreformkommission - „Elementarpädagogikpaket – Kindergarten als Bildungseinrichtung stärken“: THEMA VERFEHLT!



PRESSE-AUSSENDUNG DER PLATTFORM EDUCARE

Ergebnisse der Bildungsreformkommission
„Elementarpädagogikpaket – Kindergarten als Bildungseinrichtung stärken“

Vielversprechende Verpackung, enttäuschender Inhalt:

Die im Papier angeführten Maßnahmen vermitteln den Eindruck, dass hier viel Fleißarbeit von Menschen gemacht wurde, die sich weder mit den nationalen, noch mit den internationalen Entwicklungen der letzten Jahre in diesem Berufsfeld beschäftigt haben. Anders können wir uns die vorgeschlagenen 8 Maßnahmen nicht erklären.

„Der Kindergarten ist die erste Bildungseinrichtung, in der die wesentlichen Grundlagen für die Entwicklung der Kinder gelegt werden. Potential-, Begabungs- und Sprachförderung beginnen schon dort. Das Fundament für den weiteren Bildungsweg der Kinder wird gebaut. Dafür braucht es gute Rahmenbedingungen und gut ausgebildete und engagierte Pädagoginnen und Pädagogen.“

Das ist der vielversprechende 1. Absatz der Ausführungen zur Reform im elementarpädagogischen Bereich.

Wir haben gespannt auf den 17.11. gewartet – jedoch: „Thema verfehlt“

Als im Jahr 2009 der bundesländerübergreifende BildungsRahmenPlan und das verpflichtende letzte Kindergartenjahr eingeführt wurden, sorgte dies in der Berufsgruppe der KindergartenpädagogInnen und in der gesamte elementarpädagogische Community für positive Aufbruchsstimmung..

Mit diesen substantiellen Bildungsreformen wurde einer zentralen wissenschaftlichen Erkenntnis Rechnung getragen: Frühe Bildungsjahre sind entscheidend, daher muss der Kindergarten als eine Bildungsinstitution betrachtet werden. Folgerichtig sahen wir rasche Umsetzungsmöglichkeiten für längst notwendige Maßnahmen: für frühe Talentförderung, für möglichst frühe Annäherung an eine relative Bildungsgerechtigkeit, für frühe Integration von marginalisierten sozialen Gesellschaftsschichten etc.

Natürlich fehlten noch entscheidende Bedingungen, die für die Erfüllung dieser pädagogischen Hoffnungen notwendig wären. Aber es wurden ja Bildungsreformen versprochen, und die geduldigen PädagogInnen warteten auf den 17. November 2015.

Die vorgeschlagenen  Maßnahmen vermitteln den Eindruck, dass hier viel Fleißarbeit von Menschen gemacht wurde, die sich weder mit den nationalen, noch mit den internationalen Entwicklungen der letzten Jahre in diesem Berufsfeld beschäftigt haben. Anders können wir uns die vorgeschlagenen 8 Maßnahmen nicht erklären.

  • Beispielsweise Forderungen nach einem Bildungskompass und Sprachstandards- und Entwicklungsdokumentationen, die Festlegung von elementarpädagogischen Bildungszielen. Maßnahmen, die spätestens seit 2009 im BildungsRahmenplan festgelegt sind und bisher nur mangelhaft umgesetzt werden können, weil die Rahmenbedingungen ungeeignet sind. 
  • Oder:  bundesweit einheitliche Qualitätsstandards in Abstimmung mit den Ländern. Das ist seit der Einführung der 15a Vereinbarungen zur Sprachförderung vorgesehen. Was muss hier abgestimmt werden? Es gibt hinreichend internationale und auch nationale Studien, die diese beschreiben. Die Plattform EduCare fordert seit 2005 ein  BundesRahmengesetz. Das ist bisher an den Bundesländern gescheitert und nichts lässt die Vermutung zu, dass es zukünftig anders sein wird – auch wenn dies im Reformpaket-Papier steht.
  • Oder: Der Umbau der BAKIP zu einer echten BHS war bereits 2010 vorgesehen – zum damaligen Zeitpunkt allerdings noch klar unter dem Vorzeichen, dass die Ausbildung von KindergartenpädagogInnen im Rahmen der Ausbildungsreform aller PädagogInnen miteinbezogen sein würde. Von dieser gleichwertigen Ausbildung ist in diesem Reformpaket nichts zu lesen.

Ja - das zweite verpflichtende Kindergartenjahr wäre eine Errungenschaft. Bei der derzeitigen 95% Besucherquote auch nicht die große neue Errungenschaft.

Unsere Forderungen wurden ignoriert

Unsere zentralen Forderungungen sind 
  • die gemeinsame, gleichwertige Ausbildung von Elementar- und PrimarpädagogInnen und
  • die schrittweise vollkommene Eingliederung in das Bildungswesen.
(Ein erster Schritt dazu könnte ein BundesRahmengesetz sein)
Nur so kann die bereits für 2016/17 vorgesehene Schuleingangsphase NEU  gelingen. Allen pädagogisch Interessierten ist klar, dass diese Reform nur mit Elementar- und PrimarpädagogInnen vollziehbar ist, die ein gemeinsames Verständnis vom Lernen und Lehren besitzen.
Anders ausgedrückt: Will man beispielsweise mit der Sprachförderung wesentlich früher als bisher beginnen – wofür sich alle PädagogInnen und ErziehungswissenschaftlerInnen aussprechen – so wäre wünschenswert, dass diese in der Schule direkt an das vom jeweiligen Kind im Kindergarten erreichte Niveau anknüpft. KindergartenpädagogInnen und LehrerInnen müssten dafür ähnliche Methoden anwenden und gleiche Zielvorstellungen verfolgen, die sie nur in einer gemeinsamen Ausbildung auf tertiärem Niveau – also an Hochschulen und  Universitäten – erlernen können.
Wieder wurde eine Chance ungenützt vorübergehen gelassen

Das im Papier der beiden zuständigen Ministerien bmwfw und BMBF an den Ministerrat angeführte „Elementarpädagogikpaket – Kindergarten als Bildungseienrichtung stärken“ als Eckpunkt der Bildungsreform, versucht uns einzureden, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen den Kindergarten aufwerten und den Kindern den Übertritt in die Schule erleichtert würden.

Tatsächlich wurden unsere konkreten Vorschläge von der Reformkommission inhaltlich ignoriert. 

Hier geht's zum Papier über das Ergebnis der Bildungsreformkommission zum Vortrag an den Ministerrat

Siehe dazu auch:

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an
Mag.a Dr.in Heidemarie Lex-Nalis
Telefon: +43 (664) 4634580

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