Bundesarbeitskammer Österreich, Industriellenvereinigung, Landwirtschaftskammer Österreich, Österreichischer Gewerkschaftsbund und Wirtschaftskammer Österreich finden in der Elementarpädagogik in Österreich folgende Ausgangslage:
In den vergangenen Jahren wurden mit dem verstärkten Ausbau,
der sprachlichen Frühförderung, der Einführung des letzten, verpflichtenden
Kindergartenjahres und dem (nicht bindenden) länderübergreifenden
Bildungsrahmenplan für elementare Bildungs-einrichtungen positive Schritte
gesetzt. Dennoch ist der Reformbedarf erheblich:
1. Elementarbildung ist keine Bundeskompetenz
Die Kompetenzen für Gesetzgebung und Vollziehung − und damit
die Hauptzuständigkeit für den elementaren Bildungsbereich − liegen bei den
Ländern. Für einzelne Bereiche sind aber auch Bund, Gemeinden und Träger
zuständig. Während im schulischen Bereich das Bildungsministerium die
Verantwortung trägt, fehlt im elementaren Bildungsbereich eine solche
Bundeskompetenz.
2. Neun unterschiedliche Standards
Die massive Kompetenzzersplitterung führt dazu, dass es
keine bundesweit einheitlichen Rahmenbedingungen für elementare Einrichtungen
gibt. Dies erschwert auch die Kooperation zwischen Elementar- und Schulbereich,
vor allem im Hinblick auf eine kontinuierliche Förderung des Kindes.
Es gibt österreichweit große Unterschiede bei den
strukturellen, organisatorischen sowie pädagogischen Rahmenbedingungen. Dies
bewirkt auch deutliche Qualitätsunterschiede in den elementaren
Bildungseinrichtungen.
3. Zu wenig Plätze, zu kurze Öffnungszeiten
Auch beim flächendeckenden Angebot gibt es Handlungsbedarf.
Bei den Unter-3-Jährigen liegt die Betreuungsquote selbst bei Einrechnung der
Tageseltern nur bei 25 Prozent. Auch bei den Öffnungszeiten gibt es Mängel
sowohl hinsichtlich der täglichen Dauer als auch der langen Schließzeiten in
den Ferien. Nur 14 Prozent der Kleinkindplätze und 35 Prozent der
Kindergartenplätze sind mit einer Vollzeitbeschäftigung vereinbar.
4. Notwendiger Umbau der Finanzierung
Bei den Ausgaben für frühkindliche Bildung liegt Österreich
mit einem Anteil am BIP von 0,43 Prozent 5 leicht unter dem OECD-Schnitt von
0,49 Prozent − und deutlich hinter anderen EU-Staaten, wie etwa Dänemark (1,3
Prozent). Das liegt auch an den fehlenden Anreizen für Investitionen in
elementare Bildung auf Ebene der Gemeinden. Den steigenden laufenden Kosten bei
Verbesserung des Angebots stehen derzeit keine höheren Einnahmen gegenüber.
5. Reformbedarf bei der Ausbildung
ElementarpädagogInnen werden in Österreich nicht verpflichtend
auf tertiärem Niveau ausgebildet, sondern in einer fünfjährigen Ausbildung in
den Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik (BAKIP).
Die Distanz zu Forschungseinrichtungen ist zu groß. Die
Auszubildenden sind auch aufgrund ihres jungen Alters den Herausforderungen und
der Übernahme verantwortungsvoller Tätigkeiten in den Einrichtungen vielfach
nicht gewachsen. Zu wenige AbsolventInnen starten ihre Berufslaufbahn
tatsächlich in den Krippen und Kindergärten bzw. verbleiben im Beruf.
6. Verbesserungsbedarf bei der pädagogischen Qualität
Inhaltliche Qualität und gezielte pädagogische Arbeit in den
einzelnen Bildungsbereichen können aufgrund der derzeitigen Rahmenbedingungen
in den elementaren Bildungs-einrichtungen nicht immer verlässlich
sichergestellt werden. Die hohen Anforderungen hinsichtlich der vielfältigen
Förderung der Kinder, das Eingehen auf ihre individuellen Bedürfnisse und die
Erwartungen der Eltern sind oft kaum erfüllbar.
7. Zu wenig Diversität bei den MitarbeiterInnen
Derzeit sind die Kinder in den elementaren
Bildungseinrichtungen mit einem fast ausschließlich weiblichen Umfeld
konfrontiert. Nur zwei Prozent der Beschäftigten sind Männer. Kaum jemand der
MitarbeiterInnen hat migrantischen bzw. mehrsprachigen Hintergrund. Mit der
fehlenden Diversität gehen den Kindern nicht nur unterschiedliche Zugänge und
Erlebenswelten verloren, sie läuft auch dem gesellschaftspolitischen Ziel der
Gleichstellung zuwider.
8. Holpriger Übergang zur Schule
Übergänge von der Familie in die elementare
Bildungseinrichtung und vom Kindergarten in die Schule stellen für viele Kinder
einen „Bruch“ dar. Beim Wechsel in die Schule mangelt es oft an systematischer
Begleitung. Der Austausch zwischen den Institutionen ist erschwert. Für die Kinder
ist der Wechsel in die Schule oft auch ein Übertritt in eine andere
„pädagogische Wirklichkeit“, der nicht immer leicht zu bewältigen ist.
9. Mangelhafte Qualitätssicherung
Obwohl auf Landesebene Qualitätssicherung erfolgt, fehlt
eine kontinuierliche, systematische und bundesweite Qualitätssicherung, welche
die Einhaltung hoher Standards sowohl intern (z.B. durch Qualitätsbeauftragte)
als auch extern (durch Kontroll- und Qualitätssicherungsmechanismen)
gewährleistet.
10. Entwicklungsfähige Elternarbeit
Obwohl sich viele PädagogInnen um die Einbindung der Eltern
bemühen (z.B. in Form von Elternabenden, Entwicklungsgesprächen), findet diese
strukturell zu wenig Berück-sichtigung. Oft fehlen auch die notwendigen
Ressourcen. Zudem nehmen viele Eltern elementare Einrichtungen nicht als
eigenständigen Bildungsbereich wahr. Eine ver-antwortungsbewusste
Bildungskooperation zwischen Familie und Einrichtungen bildet aber die Basis
für die optimale Entwicklung der Kinder. Insbesondere bei den Übergängen in die
Kinderbildungseinrichtungen bzw. in die Schulen kommt der Familie eine wichtige
Rolle zu.
Die Sozialpartner und die Industriellenvereinigung fordern zur Umgestaltung und Weiterent-wicklung der Elementarbildung folgende Maßnahmen:
1. Elementarbildung
in Bundeskompetenz
2. Aus 9
mach 1 − ein Bundesrahmengesetz für elementare Bildungseinrichtungen
3. Flächendeckendes
Angebot mit umfassenden Öffnungszeiten
4. Fortsetzung
der Bundesförderung und laufenden Finanzierung nach Leistungs-erbringung
5. Qualifizierungsschub
in der Ausbildung
6. Ganzheitliches
Lernen und Fördern
7. Mehr
Diversität
8. Erfolgreicher
Übergang in die Schule ohne „Brüche“
9. Systematische
Qualitätssicherung
10. Elternarbeit
stärken und ausbauen
ALLE DETAILS KÖNNEN
NACHGELESEN WERDEN UNTER http://media.arbeiterkammer.at/PDF/Zukunft_der_Elementarbildung.pdf

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