vom Montag, 7. September 2015
Gratis-Kindergarten - Beratung statt Pflicht für Vierjährige
Das zweite verpflichtende Gratis-Kindergartenjahr kommt nun doch nicht - zumindest vorerst: Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) hat sich mit den Ländern darauf geeinigt, jene Eltern, deren vierjährige Sprösslinge nicht in Betreuung sind, zu verpflichtenden Beratungsgesprächen zu laden. Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) akzeptiert, dass es vorerst kein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr gibt.
Stellungnahme zu:
<![if !supportLists]>· <![endif]>Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) hat sich mit den Ländern darauf geeinigt, jene Eltern, deren vierjährige Sprösslinge nicht in Betreuung sind, zu verpflichtenden Beratungsgesprächen zu laden. Dieser Weg sei "zielführender", meinte die Ministerin im APA-Interview.. - https://science.apa.at/rubrik/bildung/Gratis-Kindergarten_-_Beratung_statt_Pflicht_fuer_Vierjaehrige/SCI_20150831_SCI825102736
<![if !supportLists]>· <![endif]>„Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) akzeptiert, dass sich vorerst kein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr umsetzen lässt. Zur Ankündigung von Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP), statt dessen eine Pflichtberatung für jene Eltern durchzuführen, die ihre Kinder nicht in den Kindergarten schicken, meinte sie bei einer Pressekonferenz: "Mit der Lösung kann ich leben."“ - http://www.salzburg.com/nachrichten/oesterreich/politik/sn/artikel/kindergarten-heinisch-hosek-kann-mit-pflicht-beratung-leben-163934/
<![if !supportLists]>· <![endif]>Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer, derzeit auch Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz, nennt im Gespräch mit dem STANDARD zwei Gründe, warum das zweite verpflichtende Kindergratenjahr doch nicht kommt, einen ideologischen, wie er sagt, und einen finanziellen. Man dürfe den Eltern nicht bis ins alle Details vorschreiben, was sie mit ihren Kindern zu tun hätten, sagt Prühringer. - http://derstandard.at/2000021473888/Karmasin-will-1-000-Euro-Partnerschaftsbonus
<![if !supportLists]>· <![endif]>Gemeindebundpräsident Mödlhammer „Die Vernunft hat gewonnen, das verpflichtende zweite Kindergartenjahr kommt nicht. Der Gemeindebund hatte sich vehement dagegen gewehrt, weil die Betreuungsquote in diesem Alter ohnehin bei 95 Prozent liegt.“ - https://www.kommunalnet.at/news/einzelansicht/kein-zweites-verpflichtendes-gratis-kindergartenjahr/news/detail.html
<![if !supportLists]>· <![endif]>Industrie: Verhandlungsergebnis zum zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr bedauerlich - http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150830_OTS0043/industrie-verhandlungsergebnis-zum-zweiten-verpflichtenden-kindergartenjahr-bedauerlich
<![if !supportLists]>· <![endif]>IV-GS Neumayer: Elementarbildung aufwerten - http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150907_OTS0050/industrie-fordert-zu-schulbeginn-bildungsreformen-ein
<![if !supportLists]>· <![endif]>Androsch/Bildungsvolksbegehren: „Es fehlt nicht am Geld - Zweites Vorschuljahr muss kommen!“ - http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150904_OTS0148/es-fehlt-nicht-am-geld-zweites-vorschuljahr-muss-kommen
<![if !supportLists]>· <![endif]>Glawischnig/Schwentner: Karmasins Rückzug bei zweitem Gratis-Kindergartenjahr enttäuschend - http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150831_OTS0087/glawischnigschwentner-karmasins-rueckzug-bei-zweitem-gratis-kindergartenjahr-enttaeuschend
<![if !supportLists]>· <![endif]>Familienbund/Baier begrüßt verpflichtendes Elterngespräch - http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150907_OTS0046/familienbund-dialog-mit-familien-im-vordergrund
<![if !supportLists]>· <![endif]>Sparen beim Kindergarten - http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/4809916/Sparen-beim-Kindergarten
Beratung statt Verpflichtung zum Kindergartenbesuch ab dem 4. Lebensjahr
Die Plattform EduCare ist nicht überrascht darüber, dass die Länder einem 2. verpflichtenden Kindergartenjahr nicht zugestimmt haben. Der verpflichtende Besuch würde nämlich Beitragsfreiheit bedeuten und da sagen die Länder „nein“. Letztendlich aber gab es auch innerhalb der Regierung keinen Konsens darüber, ob dieses Jahr allen Kindern zugutekommen soll oder doch nur jenen, die vor dem Eintritt in die Schule noch schnell Deutsch lernen sollen.
Abgesehen davon ist BMin Karmasin für Familienpolitik und nicht für Bildungspolitik zuständig.
94% aller Vierjährigen besuchen den Kindergarten. Diese Zahl lässt den Schluss zu, dass der Kindergarten für die überwiegende Anzahl der Eltern zum fixen Bestandteil in der Aufteilung von Bildungs- und Betreuungsaufgaben geworden ist?
Der Kindergarten ist keine Einrichtung, in der Kinder für die Zeit der Berufstätigkeit der Eltern „aufbewahrt“ werden, sondern eine Bildungseinrichtung, in der Kinder ihrem Alter entsprechend all jene Fertigkeiten und Verhaltensweisen erwerben, die für ihren weiteren Lebens- und Berufsweg entscheidend sind.
Wien hat als einziges Bundesland dieser Erkenntnis Rechnung getragen und den Kindergartenbesuch ab dem 1. Lebensjahr beitragsfrei gestellt. Somit wird jedem Kind – unabhängig vom finanziellen Status der Eltern – das Recht auf frühe Bildung zugestanden.
Welche Kinder besuchen den Kindergarten nicht „freiwillig“?
Es gibt keine österreichische Untersuchung, die uns darüber aufklärt, aus welchen Gründen Eltern ihre Kinder erst ab der Verpflichtung mit 5 Jahren in den Kindergarten geben. Vermutet werden kann, dass es sich dabei um einerseits um Eltern handelt, die der Meinung sind, dass Kinder am besten in der Familie erzogen werden und andererseits um solche Eltern, die grundsätzlich eine Scheu vor Institutionen und ihren bürokratischen Vorgangsweisen haben.
Es gibt aber auch keine Untersuchung darüber, wie der Kindergartenbesuch tatsächlich „wirkt“.
Was wir hingegen wissen ist, dass es nach wie vor keine österreichweit allgemeinen und vergleichbaren Standards in der Vorbereitung (Fort- und Weiterbildung der Pädagoginnen) und zur Erlangung jener Bildungsziele, die im österreichweit gültigen Bildungsplan vorgegeben sind, gibt.
Wie kann also die Verpflichtung zu einem 2. Verpflichtenden Kindergartenjahr gerechtfertigt werden, wenn keine verbindliche Qualität in den Kindergärten bereitgestellt werden kann?
Es braucht eine bundesweite Kompetenz für elementarpädagogische Einrichtungen, es braucht ein bundesweites Rahmengesetz als Garantie des Staates, in den Kindergärten ein Bildungsangebot von hoher Qualität zu gewährleisten. Und es braucht die Einbeziehung der Elementarpädagogik in die PädagogInnenBildungNEU.
Eine typisch österreichische Lösung
Geeinigt hat man sich wieder einmal auf eine typisch österreichische Lösung: jene rund 4500 Vierjährigen, die nicht im Kindergarten sind, müssen mit ihren Eltern zur Beratung kommen. In Gesprächen sollen die PädagogInnen versuchen, Barrieren abzubauen und einen Besuch zu empfehlen.
Der Dialog zwischen Familien und Bildungseinrichtungen ist unbestritten ein wesentlicher Beitrag zur Zukunft der Kinder. Darunter ist aber keineswegs ein „verpflichtendes Gespräch“ zu verstehen – vielmehr sollten Modelle der „aufsuchenden Beratung“ in Angriff genommen werden.
Aber auch für Gespräche, wie sie von BMin Karmasin vorgeschlagen wurden, bräuchte es speziell dafür ausgebildetes Personal. Oder geht man davon aus, dass das die KindergartenleiterInnen nebenbei machen und dass ohnehin niemand überprüfen wird, was und mit welchem Ergebnis „beraten“ wurde?
Aufsplitterung der Kompetenzen verhindert Weiterentwicklung
Und immer wieder müssen wir darauf hinweisen, dass durch die Aufsplitterung der Zuständigkeiten im elementaren Bildungsbereich auf 9 Bundesländer und mindestens 2 Ministerien - BMin Karmasin und BMin Heinisch-Hosek und fallweise BM Kurz - sich niemand für die Weiterentwicklung des elementaren Bildungsbereiches zuständig fühlt. So wird nach wie vor – trotz vieler Ankündigungen – nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, den Kindergarten als erste Bildungseinrichtung in das gesamtösterreichische Bildungswesen einzugliedern. KindergartenpädagogInnen werden weiterhin europaweit auf dem niedrigsten Ausbildungslevel ausgebildet werden und teilweise mit bis zu 25 Kindern alleine in der Gruppe stehen.
Deutlich wird dieses Dilemma auch wieder daran, dass es für die Aufnahme von Flüchtlingskindern in Kindergärten - im Unterschied zur Schule - natürlich auch keine bundesweit koordinierte Vorgangsweise gibt.
Weiterhin keine soziale Durchlässigkeit
Mit dieser Vorgangsweise werden wir nach wie vor Bildung vererben und Kindern aus weniger privilegierten Elternhäusern die Chance auf ein selbstbestimmtes und erfülltes Berufsleben verwehren.
Für Nachfragen wenden Sie sich bitte an
Mag.a Dr.in Heidemarie Lex-Nalis
Telefon: +43 (664) 4634580
Aussender:
Pressedienst
Krausegasse 7a/10-11, 1110 Wien, ÖSTERREICH,





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