Wissenschaft
trifft Praxis
Ein Appell an
die verantwortlichen PolitikerInnen, zu handeln!
Seit Jahren
erleben wir, dass der elementare Bildungsbereich zwar in diversen Reden und
auch in Positionspapieren von allen Parteien als erste und damit äußerst
wichtige Bildungseinrichtung dargestellt wird, die notwendigen Reformen, um den
Kindergarten tatsächlich als gleichwertige Bildungseinrichtung zu etablieren,
bisher jedoch lediglich in Teilbereichen erfolgt sind.
Lückenhafte
Reform bei PädagogInnen-Ausbildung
Die
lang ersehnte Reformierung sollte die PädagogInnenbildungNEU bringen, jedoch wurde diese im Bereich der
Elementarpädagogik – trotz nachdrücklicher Forderungen in den Vorbereitungen -
von der Politik zur Gänze ignoriert. Der vom Bildungs- und
Wissenschaftsministerium gemeinsam eingerichtete Entwicklungsrat hat daher im
Oktober 2012 angeregt, dass sich zur Umsetzung einer künftigen gemeinsamen
Ausbildung aller PädagogInnen die mit LehrerInnenbildung befassten
österreichischen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen in Verbünden
zusammenschließen sollten, was nun langsam umgesetzt wird – die
Miteinbeziehungen der Elementarpädagogik hinkt aber – wohl hauptsächlich
aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel und dem fehlenden politischen Willen
– darin leider immer noch nach.
Die
derzeitige Ausbildungssituation ist unbefriedigend, weil sie nicht alle
notwendigen Qualifikationen vermitteln kann und viele Absolventinnen bzw.
Absolventen der BAKIPs sich nicht ausreichend auf den Beruf vorbereitet
fühlten. „Wir sind mittlerweile eines der letzten Länder in der EU, das trotz
internationaler Empfehlungen keine verpflichtende Ausbildung auf tertiärem
Niveau für die Elementarpädagoginnen und -pädagogen vorsieht. Daher braucht es
einen Qualifizierungsschub auf allen Qualifikationsebenen und eine gestufte
Professionalisierung im gesamten Berufsfeld. Wir stellen uns die BAKIP-Neu als
„echte“ BMHS vor, die künftig pädagogische Fachkräfte ohne Berechtigung zur
Gruppenführung ausbildet, eine bessere Ausbildung für Assistentinnen bzw. Assistenten
und eine schrittweise Akademisierung für gruppenführende und leitende
Funktionen sicherstellt,“ konkretisierte die Industriellenvereinigung anlässlich der Präsentation
ihres Konzeptes zur Elementarbildung
treffend.
Dieser
Forderung haben sich u.a. auch die Österreichischen Kinderfreunde sowie die Arbeiterkammer Wien angeschlossen.
Die Gewerkschaften GdG-KMSfB, GPA-djp und vida haben dazu schon im März 2013 eine Forderung mit
knapp 8.000 Unterschriften dem Parlament übergeben und dabei ausgeführt, dass
derzeit „viele KollegInnen die Berufswahl einer Kinderpädagogin/eines
Kindergartenpädagogen als bildungspolitische Sackgasse empfinden. Um das zu
ändern und die bestmögliche Ausbildung zu gewährleisten, fordern wir eine
Qualifizierung auf tertiärer Ebene unserer KindergartenpädagogInnen.“
Einheitliche
Ausbildungsstandards sind auch für KindergartenassistentInnen und –helferInnen
zu fordern – sie kämen sowohl den Kindern als auch den sie begleitenden
Beschäftigten im Sinne einer besseren beruflichen Qualifizierung zugute.
Die in
Privatinitiative eingerichteten akademischen Studiengänge zur
Professionalisierung von Kindergarten- bzw. ElementarpädagogInnen
unterstreichen die Notwendigkeit einer umfassenden Ausbildungsreform:
Die in
Privatinitiative eingerichteten akademischen Studiengänge zur
Professionalisierung von Kindergarten- bzw. ElementarpädagogInnen
unterstreichen die Notwendigkeit einer umfassenden Ausbildungsreform:
| Berufsbegleitenden Berufsbegleitender Bachelorstudiengang Sozialmanagement in der Elementarpädagogik an der Fachhochschule Campus Wien |
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| Akademischer BA-Studiengang für Elementarpädagogik in Österreich BABE+ des Vereins "Kinder in Wien" und der Hochschule Koblenz |
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| Masterlehrgang Elementarpädagogik (ULG Elementarpädagogik) an der Universität Salzburg |
Dass
die Fachtagung „Wissenschaft trifft Praxis - 300 Tage akademische
Ausbildung von KindergartenpädagogInnen“ am
29. Juni 2015 an der Universität Salzburg unter der Patronanz von
Bildungsministerin Heinisch-Hosek (SPÖ, Wissenschaftsminister Mitterlehner
(ÖVP) und der Salzburger Landesrätin Berthold (GRÜNE) stattfindet und bei der SprecherInnen aller Parlamentsparteien an einer Podiumsdiskussion teilnehmen, lässt auf
Änderungen hoffen.
Die Politik ist aufgefordert, zu handeln.
Derzeit ist der Kindergarten „Betreuungseinrichtung mit
trägerspezifisch definierten pädagogischen Ambitionen“.
Solange KindergartenpädagogInnen unter den derzeit in jedem
Bundesland unterschiedlichen, aber durchgehend unzureichenden
Rahmenbedingungen (zu große Gruppen, zu wenig Personal, zu wenig Vor-und
Nachbereitungszeit, unzureichende Ausbildung, zu wenig Unterstützungspersonal
für Kinder mit besonderen Bedürfnissen…) arbeiten, bleibt der Kindergarten
„Betreuungseinrichtung mit trägerspezifisch definierten pädagogischen
Ambitionen“.
·
Unsere Forderungen an die Politik kurz
zusammengefasst:
- Der Kindergarten ist eine elementare Bildungseinrichtung für alle Kinder von 0-6 Jahren und muss als eigenständige und gleichwertige Bildungseinrichtung im Kanon aller Bildungseinrichtungen etabliert werden.
- Kindergarten-/ElementarpädagogInnen sind ExpertInnen für diese Altersgruppe und müssen wie in allen anderen europäischen Staaten auf tertiärem Niveau ausgebildet werden.
- Die Pädagogischen Hochschulen oder andere tertiäre Einrichtungen müssen den Auftrag bekommen, grundständige Bachelor-Ausbildungen für Elementarpädagogik anzubieten. Die finanziellen Mittel dafür müssen vom Bund zur Verfügung gestellt werden. Es reicht nicht aus, dass die Elementarpädagogik zukünftig als Schwerpunkt in der Ausbildung von Primarschullehrkräften gewählt werden darf.
- Als Übergangslösung wäre vorstellbar, dass im ersten Schritt die im Beruf stehenden LeiterInnen berufsbegleitend ein Bachelor-Studium absolvieren müssen. Parallel dazu sollten die BAKIP-Kollegs und die Ausbildung zur SonderkindergartenpädagogIn schrittweise in die tertiären Einrichtungen eingegliedert werden.
- Lehrkräfte für den Didaktik/Praxis-Unterricht an der BAKIP müssen akademisch ausgebildet werden.
- Die BAKIP, bisher „Anstalt der Lehrer-und Erzieherbildung“ müssen in eine BHS oder in ein ORG umgewandelt werden.
- Das Bundesgesetz, in dem die Anstellungserfordernisse geregelt sind, muss geändert werden. Mittelfristig anzustreben ist, dass gruppenführende PädagogInnen im Kindergarten tertiär ausgebildet sein müssen.
- Die Qualität in elementaren Bildungseinrichtungen muss entsprechend internationalen Empfehlungen in einem BundesRahmengesetz definiert werden. (Es darf nicht sein, dass weiterhin der Gemeindebund die Qualität der elementaren Bildungseinrichtungen definiert – siehe http://gemeindebund.at/oesterreicher-mit-kinderbetreuung-zufrieden).
- Die finanziellen Mittel zur Umsetzung der notwendigen Qualitätssicherung müssen vom Bund zur Verfügung gestellt werden.
- Solange der Kindergarten als „Zubringer-Einrichtung“ für die Schule gesehen wird, werden SchulpädagogInnen definieren, was ein Kind im Kindergarten „gelernt“ haben soll, bevor es in die Schule kommt.
- Elementarpädagogische Bildungstheorien, in denen längst nachgewiesen wird, dass es unsinnig ist, Kinder in ihrem Lernverhalten in Altersgruppen einzuteilen, werden weiterhin ignoriert werden und Forderungen nach einem 2. Verpflichtenden Kindergartenjahr werden weiterhin vermitteln, dass ab einem bestimmten Alter „der Ernst des Lebens“ beginnt. Kinder beginnen jedoch nicht erst mit 4 oder 5 Jahren zu lernen, sondern vom ersten Tag ihrer Existenz an.
1 Wenn die Politik bundesweit die rechtlichen,
personellen und organisatorischen Rahmenbedingungen für die elementaren
Bildungseinrichtungen schaffen würde, wären wir dem Ziel näher, jedem Kind
einen guten Start in die Schule zu ermöglichen.
Fachtagung
„Wissenschaft trifft
Praxis – 300 Tage akademische Ausbildung für KindergartenpädagogInnen“
Montag, 29. Juni 2015,
von 9.00 s.t. Uhr bis ca. 18.00 Uhr
Paris-Lodron-Universität
Salzburg, Saal E.001 (Unipark Nonntal)
Erzabt-Klotz-Strasse1
5020 Salzburg




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