Lasset
die Kinder zu mir kommen?
Eine
Antwort auf die Ausführungen
des Papstes zu Schlägen als legitime Erziehungsmittel
Die Debatte um Gewalt in der Erziehung geht
eine Instanz höher. Dieses Mal ist es der Papst, der mit seiner aktuellen
Aussage, Schläge in der Erziehung seien in Ordnung so lange das Gesicht
gemieden wird, aufhorchen lässt und uns wiederum eines verdeutlicht: Auch 25
Jahre nach der Unterzeichnung der UN-Kinderrechtskonvention ist eine
gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Frage nach einer kindgerechten und
Kinderrechte beachtenden Erziehung immer noch dringend nötig.
Aus kinderrechtlicher Perspektive
sind die von manchen Personen verharmlosten, ja sogar als legitim bezeichneten
Erziehungsmethoden, wie Ohren-lang-ziehen, Übers-Knie-legen oder körperliche
Schläge nicht nur psychologisch äußerst bedenklich, sondern in Österreich auch
seit 1989 verboten. Wir sollten jedoch nicht bei einem klaren Nein
zu körperlicher Gewalt stehen bleiben, sondern uns auch über andere Formen der
Unterdrückung von Kindern Gedanken machen. In einer
Gesellschaft, die von Erwachsenen gestaltet ist, haben Kinder kaum die Möglichkeit
mitzugestalten. Eltern, PädagogInnen und andere Aufsichtspersonen entscheiden,
wann ein Kind wo zu sein hat und wie es sich dort zu benehmen hat. Viele Kinder
haben durchgeplante Tage, die wenig Freiraum zulassen. Sie verbringen den
Großteil ihrer Zeit in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Kinder finden das
vor allem deswegen problematisch, weil sie dort ständig beaufsichtigt werden
und selten frei entscheiden können, was sie spielen oder lernen möchten. Zudem
führt der inadäquate PädagogInnen-Kind-Schlüssel besonders bei kleinen Kindern
dazu, dass die Bedürfnisse nach Autonomie und Geborgenheit nicht gestillt
werden können. Wir Erwachsenen sollten deshalb versuchen uns in Kinder hinein
zu versetzen und die Welt mit Kinderaugen zu sehen. Würden wir als Gesellschaft
es schaffen die Bedürfnisse unserer Kinder wahrzunehmen und ihnen Platz
einzuräumen, dann müssten wir uns viel weniger damit beschäftigen, wie wir sie
disziplinieren und maßregeln können.
Damit soll nicht bestritten
werden, dass das Zusammenleben mit Kindern unter den aktuellen
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eine Herausforderung ist, und die damit
verbundene Verantwortung Erziehungsberechtigte oft an ihre Grenzen bringt. In
einer Gesellschaft, die bereits von Kleinkindern verlangt, dass sie sich an die
Arbeitszeitregelungen ihrer Eltern anpassen und dementsprechend funktionieren;
in einer Gesellschaft, in der die Eltern oder PädagogInnen womöglich von
Existenzängsten gequält werden, und ein großer Teil der Erwachsenen mit
alltäglichen Demütigungen auf Grund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder
ihrer Stellung in der Arbeitswelt konfrontiert sind; in einer Gesellschaft, in
der Eltern wie PädagogInnen unter steigendem Leistungsdruck leiden, ist es mit
Sicherheit eine Herausforderung die eigenen, erwachsenen Verpflichtungen und
Anliegen, mit den Bedürfnissen von Kindern unter einen Hut zu bringen. Das
enthebt uns Erwachsene aber nicht der Verantwortung. Es braucht also eine
Arbeitswelt, die allen Eltern die Möglichkeit gibt, sich auf die Bedürfnisse
ihrer Kinder einzulassen, sowie Konzepte und Rahmenbedingungen an Betreuungs-
und Bildungseinrichtungen, die es PädagogInnen ermöglichen Kinder als
eigenständige Persönlichkeiten wahrzunehmen.
Wir Erwachsenen tragen die Verantwortung die Grundlagen
dafür zu schaffen. Anstatt zu versuchen Kinder an unzureichende
Rahmenbedingungen anzupassen, sie zu kontrollieren, zu maßregeln und zu
demütigen, sollten wir anfangen die Rahmenbedingungen zu verändern.
Rückfragen bitte an die Arbeitsgruppe
Kinderrechte der Plattform EduCare:
|
Sozialpädagogin
und Bildungswissenschafterin
stellervertretende
Leiterin des Instituts für Kinderrechte und Elternbildung,
Plattform
EduCare Arbeitsgruppe Kinderrechte
+43
(050) 2674359
|
Elementarpädagogin
und Politikwissenschafterin
Plattform
EduCare Arbeitsgruppe Kinderrechte
+43
(650) 2604222
|

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