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Montag, 20. Oktober 2014

Kindergarten und Kindergruppen sind doch dasselbe. Oder?

Eine Reaktion der BKHW - Berufsgruppe von Kindergarten- und HortpädagogInnen Wiens zum Bericht über die Kritik des Katholischen Familienverbandes der Erzdiözese Wien „Kindergärtnerin im Schnellverfahren“ in der Tageszeitung „KURIER“ vom 15.10.2014

Bildung UND Betreuung braucht das Kind!

Kindergärten sind seit ihrem Bestehen Ende des 19. Jahrhunderts familienergänzende Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Seit dem schlechten Abschneiden Österreichs beim PISA-Test vor 10 Jahren wird der Kindergarten verstärkt als Bildungseinrichtung wahrgenommen. Finnland der Sieger dieses Tests mit seinen ausgezeichneten Kindergärten und bestens ausgebildete KindergartenpädagogInnen wurden zum Vorbild.  Die derzeitige Ausbildung von KindergartenpädagogInnen wurde als nicht mehr zeitgemäß erkannt und die Diskussion um eine höherwertige und länger dauernde Ausbildung von KindergartenpädagogInnen wurde in Gang gesetzt.

Ist in den Kindergruppen  wirklich alles „besser“?

Die „Kindergruppen“ entstanden in den 68er Jahren  als Gegenbewegung zum Kindergarten mit seiner traditionellen Erziehungsauffassung. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal zum Kindergarten war die basisdemokratische Verwaltung der Kindergruppen durch die Eltern.

Die Ausbildung von Kindergruppenbetreuerinnen war  in den Bundesländern unterschiedlich geregelt und folgte auch anderen Werthaltungen und Erziehungsgrundsätzen. In vielen Kindergruppen arbeiteten Eltern als BetreuerInnen mit.

Diese Zeiten sind lange vorbei.

Der Großteil der in den letzten Jahren entstandenen Kindergruppen hat mit den elternverwalteten Kindergruppen nichts mehr zu tun.

Nach Einführung des beitragsfreien Kindergartens -  entstanden innerhalb kürzester Zeit unzählige  Kindergruppen, die mit scheinbar für das Kind günstigeren Bedingungen: z.B.: weniger Kinder pro Gruppe, mehr Erwachsene bei den Kindern,… locken. Die vorgeschriebene Qualifikation von KindergruppenbetreuerInnen beträgt 90 Stunden Ausbildung.

Gehen wir einmal davon aus, dass die meisten „BetreuerInnen“ motiviert und kinderliebend sind. Dennoch ist bei einer 90 stündigen Ausbildung nicht zu erwarten, dass die in den „Bildungsplänen für elementare Bildungseinrichtungen“ festgelegten Bildungsziele erfüllt werden können.

Gesetzlich ist alles korrekt, bildungspolitisch weniger…

Es ist kein „Zufall“, dass das verpflichtende Kindergartenjahr selbstverständlich – nomen est omen – im Kindergarten abgehalten wird. KindergartenpädagogInnen sind verpflichtet, für jedes/mit jedem Kind und deren Eltern einen entsprechenden Bildungsplan auszuarbeiten und umzusetzen. Diese elementarpädagogische Bildungsarbeit umfasst Bildung, Betreuung und Erziehung und ist eine sehr anspruchsvolle Tätigkeit. Aus diesem Grund fordern wir seit vielen Jahren eine Ausbildung auf Hochschulniveau, wie dies in allen anderen europäischen Staaten längst der Fall ist. 

Die österreichische Regierung wird auch nicht müde zu betonen, wie wichtig elementare Bildungseinrichtungen für die weitere Lebens-und Bildungslaufbahn von Kindern ist. Frühe Sprachförderung im Kindergarten  wurde zur zentraren bildungspolitischen Forderung aller politischen Parteien.

Alle Kinder sollten das Recht auf die besten Bildungs- und Betreuungseinrichtungen von Anfang an haben. „Betreuung“ gibt es auch von Oma und Opa, der außerfamiliäre Bildungsprozess braucht Einrichtungen, die - mit entsprechend qualifizierten PädagogInnen - dem Bildungs- UND Betreuungsauftrag gerecht werden können!

Dafür müssen wir uns alle einsetzen, denn: BILDUNG FÄNGT VIEL FRÜHER AN!

Siehe dazu:
1.      Bericht in der Tageszeitung „KURIER“
2.      Katholischer Familienverband der Erzdiözese Wien
3.      Wiener Tagesbetreuungsgesetz
4.      Wiener Tagesbetreuungsverordnung


Kontakt:
Raphaela Keller
Vorsitzende der BKHW
und Mitglied des Steuerteams der Plattform EduCare
E-Mail: office@bkhw.at  
Telefon: +43 (699)19220503

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