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Freitag, 26. September 2014

Pressemitteilung des Instituts für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung der Universität Innsbruck


Frühpädagogik- und Elementarpädagogik-Ausbildung
an Hochschulen und Universitäten

26.9.2014

Mit Unverständnis reagiert die Fachwelt auf die Äußerungen von Familienministerin Dr. Sophie Karmasin, die Ausbildung für ElementarpädagogInnen solle weiter an den BAKIPs", den Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik, verbleiben.

In ganz Europa werden Fachkräfte für Frühe Bildung und Erziehung mittlerweile an Hochschulen oder Universitäten ausgebildet, lediglich Österreich, Malta und die Slowakei bilden sie im schulischen Bereich und dies schon ab einem Alter von 14 bis 15 Jahren aus.

Allein dieses Einstiegsalter wirft schon massive Probleme auf: Warum sollen Fachkräfte für den fachlich anspruchsvollsten Bereich der Pädagogik ausgerechnet mitten in der Pubertät und auf einem vergleichsweise niedrigeren Niveau als alle anderen pädagogischen Berufe ausgebildet werden? Dies ist einem veralteten Bild von Kindergartenpädagogik geschuldet, wo hauptsächlich junge Frauen diesen Beruf und dies als Verwahrungs- und Betreuungsleistung aufgenommen hatten. Heute ist der Kindergarten aber eine moderne Bildungseinrichtung, die im psychosozialen wie pädagogischen Bereich höchste Ansprüche stellt.

Auch wirken die BAKIPs mehrheitlich am in Zukunft steigenden gesellschaftlichen Bedarf an Fachkräften vorbei: rund 60 Prozent der weiblichen und gar mehr als 80 Prozent der wenigen männlichen AbsolventInnen gehen nicht in den Beruf, sondern studieren weiter. Dagegen ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand seinen erlernten Beruf auch wirklich aufnimmt, nach einem anspruchsvollen Studium wesentlich höher einzuschätzen. Auch der eklatante Mangel an männlichen Fachkräften hat mit der traditionellen und veralteten schulischen Ausbildung hierzulande zu tun.

Freilich bedarf es intensiver Anstrengungen an Pädagogischen Hochschulen und Universitäten, diesen Aufgaben vor allem der Praxisorientierung gerecht zu werden. Das tut auch den Unis gut und hier bedarf es kooperativer Modelle und entsprechender Qualifizierungsbemühungen mit den bisherigen Praxis-/Didaktik-Fachkräften, die für den Studienbetrieb unerlässlich sein werden.

Nicht nur die Führungskräfte, wie Ministerin Karmasin meint, sondern alle tragenden Fachkräfte dieser anspruchsvollen Bildungseinrichtung sollen so Schritt für Schritt in einer wissenschaftlich reflektierten Weise ausgebildet werden. Assistenz- und Hilfskräfte, denen auch die formalen Voraussetzungen für ein Studium fehlen, sollen weiterhin in außeruniversitären Fachakademien (als Nachfolgeeinrichtungen der BAKIPs) ausgebildet werden.

Aus fachlicher Sicht möchten wir deshalb die Aussagen von Wissenschafts-Staatssekretär Dr. Mahrer unterstützen und die Sichtweise von Bundesministerin Karmasin als nicht den internationalen Standards entsprechend zurückweisen.


Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Josef Christian Aigner
Universität Innsbruck
Institut für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung
Schöpfstraße 3
A-6020 Innsbruck
Tel.: 0512-507-4056
Email: josef.aigner@uibk.ac.at


 

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