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Donnerstag, 17. April 2014

Sparen, wo es keine Lobby gibt: bei den Kindern und einer Zukunft, die die heutigen PolitikerInnen nicht mehr verantworten müssen


Akademisch ausgebildete KindergartenpädagogInnen gibt es  -
KindergartenpädagogInnen im Berufsfeld fehlen!

Aktuelle Zahlen der Statistik Austria weisen nach, dass 41% aller AbsolventInnen von Bildungsanstalten für Kindergarten- und Sozialpädagogik (BAKIP/BASOP) nach ihrer Ausbildung ein Hochschulstudium beginnen.

Im Vergleich zu Maturantinnen aus anderen Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS), die mit 57% ein Hochschulstudium beginnen, ist dies etwas niedriger. Bedenkt man jedoch, dass diese maturaführende Schule die einzige ist, die mit einem klar definierten Berufsabschluss endet und dass KindergartenpädagogInnen garantiert sofort einen Arbeitsplatz bekommen, sollte das nachdenklich stimmen.

Seit Jahren herrscht akuter Mangel an Pädagoginnen und die Situation wird auch nicht besser. Wenig Personal bedeutet für die verbleibenden PädagogInnen mehr Arbeit und Belastung. Das erkennen bereits die BAKIP-SchülerInnen - und wer die Möglichkeit hat, weicht dem Berufsfeld aus.
41% beginnen ein Studium und geschätzter Weise mindestens weitere 20 % weichen in andere Weiterbildungsmöglichkeiten, Berufsfelder, ins Ausland usw. ab.

Was bleibt sind überlastete und vielfach mit den Herausforderungen überforderte Pädagoginnen.
Die akademisch ausgebildeten KindergartenpädagogInnen kommen nicht ins Berufsfeld zurück, weil es bislang kein einschlägiges Studium gibt. So gehen dem elementaren Bildungsbereich Jahr für Jahr unzählige Fachkräfte verloren!

Die BAKIP muss radikal reformiert werden

Die Plattform EduCare verweist seit vielen Jahren darauf, dass die derzeitige Ausbildung nicht mehr zeitgemäß ist. Abgesehen vom Fächerkanon – z.B. 2 Instrumente statt 2 Fremdsprachen – ist Österreich mit dieser Form der Ausbildung von PädagogInnen für den frühkindlichen Bildungsbereich mittlerweile europaweit einzigartig.

Die BAKIP/BASOP ist jedoch unbestritten eine Bereicherung im Kanon der berufsbildenden Schulen.
Sie bietet all jenen Jugendlichen, die im pädagogischen oder sozialen Bereich ihre berufliche Zukunft sehen, eine gute Alternative zu den anderen berufsbildenden Schulen, die eher wirtschaftlich oder technisch ausgerichtet sind.  Dazu muss die BAKIP aber dringend radikal reformiert werden. Der erste Schritt dazu wäre, dass sie eine „echte“ Sparte der BHS wird. Das würde bedeuten, dass die Absolventinnen gut auf ein Studium im einschlägigen Bereich vorbereitet wären und dass sie auch mehrere berufliche Möglichkeiten hätten. AbsolventInnen der HAK sind auch nicht nur BuchhalterInnen.

BAKIP-Absolventinnen müssen endlich Elementarpädagogik studieren können

Nimmt man die Zahlen der Statistik Austria ernst, kann man davon ausgehen, dass ein großer Teil der studierenden BAKIP-AbsolventInnen derzeit ein einschlägiges Studium (Pädagogik, Psychologie, Lehramt) an der Universität oder die Ausbildung zur LehrerIn an einer Pädagogischen Hochschule absolvieren.
Hätte die Regierung ihr Versprechen eingehalten und würden die ElementarpädagogInnen zukünftig ein den LehrerInnen gleichwertiges Studium angeboten bekommen, bin ich mir sicher, dass dieses Studium gewählt werden würde.

Das würde die Personalsituation nicht von einem Tag auf den anderen bessern, langfristig wäre dies jedoch für alle ein Gewinn: BAKIP- SchülerInnen hätten nicht mehr den Druck, gleichzeitig zur Matura eine höchst anspruchsvolle Berufsausausbildung zu absolvieren, DirektorInnen und LehrerInnen müssten nicht ständig eine Ausbildung verteidigen, bei der sie längst erkannt haben, dass sie mit Schülerinnen im Alter zwischen 14 und 19 Jahren nicht machbar ist.

Das Kindergartenwesen muss endlich Teil des österreichischen Bildungssystems werden

Es wird nicht die letzte Untersuchung gewesen sein, die darauf hinweist, dass das derzeitige System, in dem das Kindergartenwesen positioniert ist, gravierende Mängel aufweist. Die Studierendenquote bei BAKIP-Absolventen ist nur ein Teil des Puzzles aus dem sich das Kindergartenwesen zusammensetzt.
Zu viele Köche verderben den Brei und genau das ist es, was seit Jahren dazu führt, dass längst fällige und von zahlreichen ExpertInnen-Kommissionen ausgearbeiteten Reformen im elementaren Bildungsbereich nicht umgesetzt werden. Und es ist zu befürchten, dass dies so bleibt, so lange die Länder - und im Fall der KindergartenpädagogInnen auch der Gemeindebund - darüber entscheiden, welche Reformschritte notwendig und welche entbehrlich sind. Gemeindebundpräsident Mödlhammer findet die Diskussion um eine Akademisierung der KindergartenpädagogInnen sogar entbehrlich – „Herz und Händchen“ reichen.

Sparen an der richtigen Stelle wäre angesagt

Einsparungen, wie zuletzt von Bildungsministerin Heinisch-Hosek für den Schulbereich angekündigt, sind selbstredend grundsätzlich abzulehnen – Einsparungsmöglichkeiten zugunsten höherer Qualität im Bildungsbereich sind aber durchaus vorhanden.
Die BAKIP zu reformieren, würde auch Einsparungen bringen, weil der jetzige BAKIP-Schultyp sehr teuer ist. Z.B. unterrichten in einem Instrumentalfach bis zu 6 LehrerInnen in einer Klasse!

Die Verwaltung des Kindergartenwesens ist derzeit Länder- und Gemeindeangelegenheit – aber das zu ändern, scheint aussichtslos zu sein. Also sparen wir lieber wieder dort, wo es keine Lobby gibt: bei den Kindern und einer Zukunft, die die heutigen PolitikerInnen nicht mehr verantworten müssen.

Bezug:
http://www.statistik.at/web_de/services/publikationen/5/index.html?id=5&listid=5&detail=461

Download:
http://www.statistik.at/dynamic/wcmsprod/idcplg?IdcService=GET_NATIVE_FILE&dID=161303&dDocName=076240

Siehe auch:
https://www.facebook.com/groups/bildungsportal/



Mag.a Dr.in Heidemarie Lex-Nalis

Plattform EduCare
Krausegasse 7a/11
1110 Wien
Telefon: +43 (664) 4634580

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